Literatur zum Krisenmanagement

Nachbarschaftshilfe in der Corona-Pandemie. Ergebnisse einer repräsentativen Befragung in Nordrhein-Westfalen
Beschreibung
Die InWIS Forschung & Beratung GmbH (Institut für Wohnungswesen, Immobilienwirtschaft, Stadt- und Regionalentwicklung an der Ruhr-Universität Bochum und an der EBZ Business School; Prof. Dr. Torsten Bölting und Dipl.-Soz. Björn Eisele) sowie die FH Münster, Fachbereich Sozialwesen / Department of Social Work (Dr. Sebastian Kurtenbach) haben im Auftrag des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales zwischen 26. März und 2. April 2020 eine ad-hoc-Befragung von 1.012 Haushalten in NRW anlässlich der grassierenden Coronavirus-Pandemie1 umgesetzt. Diese Befragung hatte zum Ziel, die Sicht der Bevölkerung auf Risiken und Gefahren der Pandemie sowie zu möglichen Versorgungsengpässen zu ermitteln. Zudem sollten Potenziale und Restriktionen der Aktivierung nachbarschaftlicher Hilfestellungen als (mögliche) Kompensation zur Sicherung der Versorgung von Haushalten sowie zur Vermeidung von Einsamkeit bei einer fortgesetzten Kontaktsperre aufgearbeitet werden. Die Studie kam zu folgenden Ergebnissen: • Die Bevölkerung hat sich auf eine längere Dauer der Krise (durchschnittlich sechs Monate) eingestellt und wird daher auch Gegenmaßnahmen in gewisser Hinsicht für längere Zeit akzeptieren. • Die Bevölkerung sorgt sich stärker um wirtschaftliche Folgen der Pandemie als um eigene gesundheitliche oder soziale Einschränkungen. • Die Krisensituation fördert grundsätzlich nachbarschaftliche Hilfsbereitschaft, es bedarf jedoch ggf. Unterstützung zur Aktivierung des Potenzials. Dies gilt insbesondere, weil ein Teil des Engagementpotenzials von solchen Gruppen ausgeht, die aufgrund beruflicher oder anderer Einschränkungen in der Tat nur begrenzt helfen können (z. B. Familien). • Haushalte mit geringen Einkommen haben wenig Zutrauen in die eigene Nachbarschaft und drohen von der erkennbaren Hilfsbereitschaft ausgeschlossen zu bleiben, weshalb hier ein Fokus der organisatorischen Unterstützung liegen müsste. • Erwartungsgemäß sind Nachbarschaftsnetze eher in ländlich strukturierten Räumen vorhanden und handlungsfähig, während ihre Verbreitung in dichter besiedelten Räumen geringer bleibt. Dies korrespondiert mit dem vorgenannten Aspekt. • Das Potenzial digitaler Foren in der Nachbarschaft ist ausbaufähig, wobei bislang auf diese Weise nur etwa ein Drittel der Haushalte erreicht werden kann. Insgesamt benötigt die digitale Vernetzung offenbar eine „analoge Anbindung“, damit Hilfe wirksam werden kann. • Es zeigt sich, dass klassische Knotenpunkte des Gesundheitswesens (Arztpraxen, andere medizinische Einrichtungen) auch für Hilfestellungen z. B. in Quarantänesituationen aufgesucht werden. Das kann zu einer starken Belastung des Gesundheitswesens führen. An dieser Stelle können nachbarschaftliche Netze einspringen, sofern die Koordination zwischen ehrenamtlicher Hilfe und Akteuren des Gesundheitswesens organisiert wird.
Erschienen
2020
Themen
Krisenwahrnehmung
Krisenbewältigung
Herausgeber*innen
Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein -Westfalen
Autor*innen
Bölting, Torsten
Eisele, Björn
Kurtenbach, Sebastian
Ort
Düsseldorf