Kommunales Risiko und Krisenmanagement als Daueraufgabe
Unsere Factsheets:
Die aus den Ergebnissen des PanReflex-Forschung passenden Factsheets können Sie hier aufrufen:
- Szenarienbeauftragte der Stadt Dortmund
- Kompetenzdatenbank für Mitarbeitende der Stadt Dortmund
- Permanente Stabsstelle für Außergewöhnliche Ereignisse (SAE) der Stadt Offenburg
- FLEX:Unit der Stadt Kiel
- Task Force für das Personaleinsatzmanagement (PEIMAN) der Landeshauptstadt München
Befund
Die Kommunalverwaltungen erwiesen sich während der COVID-19-Pandemie insgesamt als leistungsfähig. Viele deutsche Städte und Gemeinden haben die Krise ihrer Eigenwahrnehmung nach vergleichsweise gut bewältigt. Als zentrale Erfolgsfaktoren wurden unter anderem die rasche Einführung von Homeoffice-Möglichkeiten, ausreichende Versorgung mit Schutzausrüstung, der zügige Ausbau von Test- und Impfkapazitäten sowie eine gute interne Zusammenarbeit genannt. Auch die ressortübergreifende Zusammenarbeit im Krisenmanagement wurde während der Pandemie auf der kommunalen Ebene deutlich intensiviert und als gut wahrgenommen.
Trotz dieser positiven Einschätzungen wurden während der Pandemie auch deutliche Schwachstellen im Krisenmanagement sichtbar. Besonders im Bereich der Krisenvor- und nachbereitung besteht Verbesserungsbedarf. Die gegenwärtigen Strukturen – insbesondere der klassische Krisenstab – haben sich zwar in akuten und zeitlich begrenzenten Krisenlagen bewährt, mussten aber zur Bewältigung der langandauernden Coronakrise durch neue Organisationsformate ergänzt und unterstützt werden, um die Vielfalt der Aufgaben über einen langen Zeitraum abdecken zu können.
Eine systematische Weiterentwicklung der Organisation des Krisenmanagements und eine verbindliche Priorisierung von Maßnahmen ist in Vorbereitung auf zukünftige, entgrenzte und sich zum Teil überlagernde Krisen notwendig. Für diese strategische Arbeit ist es zentral, dass Kommunen Risiko- und Krisenmanagement als Daueraufgabe anerkennen und mit entsprechenden Ressourcen hinterlegen. ,
Nach den Erfahrungen im Umgang mit der Pandemie überarbeiteten einige Kommunen bestehende Krisenpläne, führten neue Krisenmanagementprozesse ein oder bauten neue Organisationsformen für das künftige Krisenmanagement auf.
Handlungsempfehlungen
- Resilienz sollte als strategische Daueraufgabe verstanden und fest in die kommunale Verwaltungsstruktur integriert werden.
Eine umfassende und idealtypische Strategie des kommunalen Krisenmanagements umfasst sowohl präventive Maßnahmen, aktive Krisenvorbereitung und stehende Prozesse zur Krisenbewältigung als auch Verfahren zur Nachbereitung von Krisen. Zentral ist es, diese Strategie kontinuierlich zu monitoren und Erkenntnisse aus der Krisennachbereitung /-evaluation aktiv einzupflegen. Dies kann nur dann sinnvoll gelingen, wenn dafür dauerhaft Personalressourcen zur Verfügung gestellt werden und die Bedarfe im Krisenmanagement systematisch erfasst und angepasst werden. Städte wie Rotterdam, Paris oder Athen haben Resilienzstrategien entwickelt, die diesen zyklischen Prozess widerspiegeln. - Risikomanagement als Grundlage für Krisenprävention und Vorbereitung
Neben der Vorbereitung auf konkrete Krisenszenarien ist ein aktives Risikomanagement in allen Verwaltungsbereichen hilfreich. Eine ehrliche Reflektion der eigenen Fähigkeiten, Risiken zu antizipieren und diese eventuell auch zu bewältigen, ist ein aufwendiger Prozess. Dennoch lohnt es sich, einen Blick auf die verwaltungsinternen Schwierigkeiten wie z.B. mangelnde Qualifikation des Personals, fehlende Ausstattung etc. hinsichtlich bestimmter Risiken zu kennen und ggf. gegensteuern zu können. Aus dem Bereich des Risikomanagements gibt es Analysetools, die genutzt werden können. Dabei gilt es auch zu beachten, dass sich Risiken und Gefahren im Laufe der Jahre wandeln und ggf. auch neue aufkommen können. - Anpassung und Erweiterung bestehender Organisationsformen
Neben klassischen Krisenstäben sollten zur Bewältigung langanhaltender Krisen strukturell verankerte (neue) Formate wie Lagezentren, Arbeitsgruppen, Szenarienbeauftragte oder regelmäßige Abstimmungsrunden installiert und professionalisiert werden. Solche Formate, die als aktive Schnittstellen zwischen dem Krisenstab und den verschiedenen Verwaltungsbereichen dienen und auch außerhalb von Krisen gepflegt werden, erleichtern im Krisenfall die Kommunikation zwischen verschiedenen Bereichen und stärken die allgemeine Krisenkompetenz.
Handlungswissen und Ressourcen:
Praxisbeispiele
- Stabsstelle für außergewöhnliche Ereignisse der Stadt Offenburg
- Sicherheitsberichte der Stadt Luzern
- Katastrophenschutzbedarfsplan der Stadt Essen
- Compliance Management der Stadt Mannheim
Leitfäden:
- Selbstbewertungsleitfaden zur Resilienz gegenüber Katastrophen für Kommunen (KatRiMa / UNDRR / BBK)
Dieser Selbstbewertungsleitfaden ermöglicht Kommunen, ihre Resilienz gegenüber Katastrophen zu bewerten und Maßnahmen zur Stärkung der Resilienz zu identifizieren. Er basiert auf den „Ten Essentials for Making Cities Resilient“ der UNDRR. - Stresstest Stadt – wie resilient sind unsere Städte? (BBSR) Unsicherheiten der Stadtentwicklung indentifizieren, analysieren und bewerten
Ziel des hier vorgelegten Konzeptes für einen "Stresstest für Städte" ist es, die Kommunikation in den Städten und Gemeinden über Risiken für die Stadtentwicklung und die städtische Resilienz zu initiieren. Das Konzept des Stresstests ist als Hilfestellung für Städte und Gemeinden zu verstehen, die sich aus strategischen Gründen mit Fragen der Resilienz auseinandersetzen möchten. - City Resilience Framework
Der City Resilience Framework (CRF)ist ein konzeptioneller Rahmen, der einen gemeinsamen Bezugspunkt für das Verständnis städtischer Resilienz bietet. Der CRF identifiziert 22 Ziele, die die grundlegenden Eigenschaften eines widerstandsfähigen Systems beschreiben. Es soll Städten dabei helfen, Investitionen zu priorisieren, die Resilienz zu stärken und die Kommunikation mit der Bevölkerung zu fördern.